Von Karin Leukefeld | junge Welt | —
Israelische Siedler haben in der Nacht zum Donnerstag in verschiedenen Dörfern in der Umgebung von Nablus mehr als 35 Olivenbäume entwurzelt, Autos angezündet und in Yatma, einem Dorf südlich von Nablus, die Moschee in Brand gesteckt. Dort sprühten sie zudem Hetzparolen gegen Muslime und Araber an die Wände, berichteten Einwohner des Ortes der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan News.
Vermutlich kamen die Täter aus der illegalen Siedlung von Yitzhar. Am vergangenen Montag war eine Moschee in dem Ort Kusra angezündet worden, der ebenfalls nahe bei Nablus liegt. Dort hatten die Täter in hebräischer Sprache »Mohammed ist ein Schwein« und den Davidstern an die Wände geschmiert. Radikale Siedler griffen zudem am Mittwoch auch Einrichtungen der israelischen Armee an.
Die Übergriffe von Siedlern auf die Palästinenser nehmen seit Wochen zu. Nach Ansicht eines Sprechers von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sollen die Palästinenser dadurch eingeschüchtert werden, damit diese von ihrem Antrag bei der UN-Vollversammlung ablassen. Am 20. September soll bei den Vereinten Nationen über die Anerkennung des Staates Palästina in den Grenzen von 1967 abgestimmt werden.
Aus einem Bericht der israelischen Organisation »Peace Now« geht hervor, daß sich seit Oktober 2010, dem Ende des Baumoratoriums für israelische Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten der Westbank, die Baumaßnahmen dort verdoppelt haben. In nur zehn Monaten wurde nach Recherchen der Friedensorganisation mit dem Bau von 2598 neuen Wohneinheiten begonnen.
Dazu zählen Mehrfamilienhäuser, mobile Wohnblocks, Villen und Bauernhäuser. 157 davon seien sogenannte Vorposten, die selbst nach dem israelischen Besatzungsstatut als illegal gelten. Damit wurde in den vergangenen zehn Monaten pro Person doppelt soviel in den Siedlungen gebaut, wie in Israel selbst. Zwei Drittel der Neubaumaßnahmen liegen dabei östlich der geplanten oder bereits gebauten Trennmauer, die Israel gegen die Palästinenser errichtet.
Nachdem am vergangenen Wochenende 450000 Israelis wegen des Wohnungsmangels auf die Straße gegangen waren, begann die Stadt Tel Aviv am Mittwoch mit dem Abriß der Zeltstadt, die in den vergangenen sechs Wochen auf dem Rothschild-Boulevard, einem der reichen Wohnviertel von Tel Aviv, errichtet worden war.
Die mehr als 600 Zelte seien zu einem »sanitären Risiko« geworden, begründete die Stadtverwaltung den Schritt. Auch in anderen Orten wie Holon und Jesse Cohen wurden Zeltstädte zerstört. Nach Angaben der israelischen Tageszeitung Haaretz seien die Zeltbewohner in Jesse Cohen tatsächlich Obdachlose. In Tel Aviv waren die Zelte vor allem aus Protest aufgebaut worden.
Um gegen die Räumung zu protestierten, versammelten sich umgehend Hunderte Einwohner vor dem Rathaus von Tel Aviv. Angrenzende Straßen wurden blockiert, mehrere Dutzend versuchten das Rathaus zu stürmen. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 40 Personen fest, gegen sieben sei ein Abschiebeverfahren eingeleitet worden. Am Donnerstagmorgen ordnete das Amtsgericht von Tel Aviv an, den Abbau der Zelte vorerst zu stoppen.
Quelle: junge Welt
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