Ratiopharm geht an Teva aus Israel‏

Ratiopharm

Der Ausverkauf der deutschen Pharmabranche

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Von Frank Seidlitz 18. März 2010, 12:29 Uhr

Nach dem Selbstmord des Ratiopharm-Gründers Adolf Merckle war die Zukunft des Medikamente-Herstellers lange unklar. Nach einem Jahr Verhandlungen ist klar: Ratiopharm geht an Teva aus Israel. Im Kampf um die Übernahme scheidet der letzte deutsche Bieter aus, der einst ruhmreiche deutsche Pharmamarkt ist fest in ausländischer Hand.

Ausverkauf der Branche: Mit Ratiopharm geht ein weiterer deutscher  Medikamente-Hersteller an einen ausländischen Konkurrenten

Foto: dpa

Ausverkauf der Branche: Mit Ratiopharm geht ein weiterer deutscher Medikamente-Hersteller an einen ausländischen Konkurrenten

Das Firmenimperium des Adolf Merckle

Gottesdienst in Blaubeuren

Der Ausverkauf in der deutschen Pharmabranche geht weiter. Nachdem in den letzten sechs Jahren mit Hexal, Schwarz-Pharma, Merck Dura und Altana-Pharma vier große Medikamentenhersteller an ausländische Investoren verkauft wurde, wechselt nun auch die Nummer zwei der deutschen Generika-Branche den Besitzer.

Der weltgrößte Generikahersteller Teva Pharmaceuticals aus Israel kauft den Ulmer Konkurrenten Ratiopharm, wie das Unternehmen mitteilte. Bis zuletzt waren noch Pfizer (USA) und als dritter Bieter ein Konsortium aus dem isländischen Generikahersteller Actavis und der Deutschen Bank im Rennen.

Unternehmenskreisen zufolge soll der Kaufpreis für den Ulmer Ratiopharm-Konzern bei mehr als drei Milliarden Euro liegen. Die Beteiligten selbst wollten sich zum Ergebnis der Verhandlungen nicht äußern oder waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Ratiopharm gehört zum Firmenimperium der Industriellenfamilie Merckle. Durch riskante Börsengeschäfte hatte sich der Familienpatriarch Adolf Merckle verspekuliert und bei 60 Banken einen milliardenschweren Schuldenberg angehäuft. Nach wochenlangen Rettungsbemühungen nahm sich Merckle im Januar 2009 das Leben und vermachte den Großteil seines Firmenimperiums seinem ältesten Sohn, Ludwig Merckle.
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Zur Firmengruppe gehörten nicht nur mit HeidelbergCement der größte deutsche Baustoffkonzern, sondern mit Ratiopharm, Phoenix und Kässbohrer drei weitere namhafte Unternehmen. Zudem umfasst das Vermögen der Merckles noch Ländereien und Immobilien. Um den Schuldenberg zu reduzieren, musste sich Ludwig Merckle bereits von einem Großteil seiner HeidelbergCement-Aktien trennen.

Auch Ratiopharm musste auf Druck der Gläubigerbanken verkauft werden. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf soll der Schuldenberg weiter gesenkt werden. Der Verkaufspreis von mehr als drei Milliarden Euro hat viele Experten überrascht. Denn nach einem stetigen Anstieg der Bewertungen von Generikapreise nach dem Verkauf von Hexal an Novartis im Jahre 2004 gerieten die Übernahmepreise schon vor der Finanzkrise ins bröckeln.

Langsamere Wachstumsraten und immer mehr Restriktionen im Gesundheitswesen ließen die Preise für Generikafirmen sinken. Zusammen mit der Schwesterfirma Eon Labs zahlte Novartis für Hexal rund 5,5 Milliarden Euro. Danach setzte weltweit eine Übernahmewelle in der Branche ein. Teva etwa kaufte nur fünf Monate nach dem Hexal-Verkauf den US-Konkurrenten Ivax für 7,4 Milliarden Dollar.

Im Mai 2007 verkaufte der Darmstädter Merck-Konzern sein Geschäft mit Medikamentenkopien für 4,9 Milliarden Euro an den US-Pharmakonzern Mylan. In Deutschland kauften zuletzt indische Firmen kauften den Generikahersteller Betapharm und Heumann auf.

Mit dem nun beschlossenen Verkauf von Ratiopharm ist die deutsche Generika-Branche nun fest in ausländischer Hand. Acht der zehn größten Generika-Anbieter in Deutschland hätten dann einen ausländischen Eigentümer.

Die Bundesrepublik ist mit knapp fünf Milliarden Euro der zweitgrößte Generika-Markt weltweit, gilt aber als hart umkämpft und weitgehend gesättigt. „In dem deutschen Markt kann man nur noch durch eine Übernahme Fuß fassen“, sagte ein früherer Generika-Chef. Alles andere sei zu teuer und würde zu lange dauern.

Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch bei den innovativen Pharmaunternehmen. Galt Deutschland noch in den 70er- und 80er-Jahren wegen der starken Pharmaunternehmen als „Apotheke der Welt“, verpassten die deutschen Arzneimittelhersteller in den Jahrzehnten danach den Anschluss an die Weltspitze. Zudem wurden immer mehr deutschen Traditionsfirmen ins Ausland verkauft und gleichzeitig die einstmals hoch angesehen Pharmaforschung verlagert.

Hoechst, Boehringer Mannheim und die BASF-Tochter Knoll verschwanden in den 90er-Jahren von der Bildfläche und gingen in ausländische Hände über. In den letzten fünf Jahren wurden dann auch viele Mitspieler der zweiten Reihe, wie etwa Altana und Schwarz-Pharma, die durch Finanzinvestoren aufgekauft.

Der Berliner Schering-Konzern ging 2006 in der Bayer AG auf. Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern bildet heute zusammen mit dem Familienkonzern Boehringer die letzten Überbleibsel einer einstmals ruhmreichen Geschichte des Pharma-Standortes Deutschlands.

http://www.welt.de/wirtschaft/article6829122/Der-Ausverkauf-der-deutschen-Pharmabranche.html